Ausgangssituation im Vorfeld

Ausgangssituation

Berlin Marzahn-Hellersdorf - Planung im Vorfeld - Ausgangssituation

Anlass

Das Gebiet um das Stadtgut Hellersdorf ist in Bewegung. Im Jahre 2017 übertrug der Berliner Senat die Potenzialflächen aus zwei Bebauungsplänen (10-44 und 10-45) an die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft GESOBAU AG mit dem Ziel einer städtebaulichen Entwicklung des historischen Gutshofbereichs sowie der Nutzung neuer Wohnungsbaupotenziale für die wachsende Bundeshauptstadt.

Bei der Entwicklung der ersten Bebauungskonzepte zeichneten sich  Nutzungskonflikte bezüglich des Lärmschutzes mit der Skate-Anlage im  südlich angrenzenden Liberty-Park ab.

Die Skate-Anlage wurde Mitte der 1990er Jahre in Eigenregie der damaligen Nutzer*innen gebaut und bildet bis heute einen wesentlichen Bestandteil der  Freizeitangebote im Quartier. Sie ist sowohl Anlaufstelle für die Jugendlichen aus der direkten Nachbarschaft als auch darüber hinaus bedeutend für die gesamte Skate- & BMXSzene Berlins.

Betreut wird die Anlage durch den Verein Kids & Co., der in der benachbarten Senfte 10 eine sportorientierte Jugendfreizeiteinrichtung betreibt.

Bei einer schalltechnischen Untersuchung stellte sich heraus, dass die  bestehende Anlage mit einer sehr hohen, massiven Lärmschutzwand umgeben werden müsste, um den Lärmschutz der Wohnungsbauvorhaben zu gewährleisten.
Daher entstand die Idee einer Verlagerung der Anlage an einen Standort mit geringeren Schallschutzanforderungen.

Das Ergebnis der Prüfung ergab die Auswahl einer Fläche südlich des Gut Hellersdorf als potenziellen Ersatzstandort für die Anlage. Vor dem Hintergrund der sozialräumlichen Bedeutung der Anlage, bemühte
sich der Bezirk frühzeitig um eine aktive Kommunikation mit allen Beteiligten.

Zielstellung

Erklärtes Ziel des Bezirksamtes war es, im Sommer 2019 einen Antrag auf Fördermittel im Programm Stadtumbau zu stellen, um die Realisierung des Vorhabens bis zur geplanten Fertigstellung der Wohnbebauung (und Aufgabe der existierenden Skate-Anlage) Ende 2022 zu ermöglichen.

Ziel des Beteiligungsverfahrens war es, eine breite Akzeptanz für die Verlagerung der Skate-Anlage zu schaffen. Dabei ging es zunächst darum, die jugendlichen Nutzer*innen der Skate-Anlage in das Verfahren einzubeziehen. Als Expert*innen für die Nutzungsanforderungen an die neue Anlage sollten sie mit anderen Fachexpert*innen zusammengebracht werden. Gemeinsam sollte eine Vision und Zukunftsperspektive für den neuen Standort erarbeitet und damit eine Grundlage für den Einstieg in die Umsetzungsphase geschaffen werden.

Berlin Marzahn-Hellersdorf - Diskussion im Vorfeld - Beteiligte Akteure

Verfahrensübersicht

Berlin Marzahn-Hellersdorf - Planung im Vorfeld - Verfahrensübersicht

Das Beteiligungsverfahren startete mit einem 2-tägigen Workshop im November 2018. Ziel des ersten Workshops war es, die verschiedenen Perspektiven der unterschiedlichen Akteur*innen zusammenzubringen und erste Varianten-Ideen für die neue Skate-Anlage zu entwickeln.

Für den vorgesehenen zweiten Workshop galt es nunmehr, die erarbeiteten Varianten auf ihre Auswirkungen zu untersuchen hinsichtlich

– des Immissionsschutzes,
– der Herstellungskosten (Grundlage für den Fördermittelantrag),
– die Bewältigung der Versickerung des Niederschlagswasser angesichts der hohen Versiegelung,
– der Auswirkungen auf ein gebotenes Betreibermodell sowie
– der Umsetzbarkeit der Idee, auf der nördlich angrenzenden Grundfläche der ehemaligen Scheune eine Halle für die Halfpipe zu planen.

Die Mellowpark GmbH wurde mit der Visualisierung der Varianten sowie Kostenschätzungen beauftragt, das Akustiklabor Berlin mit den Berechnungen zum Immissionsschutz. Die „Option Hallenbau“ erforderte umfassende Klärungen, die bis zum zweiten Workshop nicht verbindlich in Aussicht zu stellen waren.

Im Rahmen des zweiten Workshops (Mitte April 2019) ging es zunächst um die Evaluation der drei Entwicklungsvarianten. Mit Hilfe einer Bewertungsmatrix wurden die Vor- und Nachteile der drei Varianten herausgearbeitet und unter den Teilnehmenden diskutiert.

Ideen und Diskussion - Entwicklungsphase

Vielfältige Nutzungsanforderungen

Die bestehende Anlage wird von Skateboard-, BMX-, Scooter- und In-Line-Fahrern, von Kindern und jungen Erwachsenen, von Anfänger*innen und Profis gleichermaßen genutzt. Um eine echte „Verlagerung“ zu schaffen, sollte auch die neue Anlage diesen vielfältigen Anforderungen gerecht werden können.

Selbstbau

Etwas Besonderes der bestehenden Anlage ist, dass sie größtenteils im Selbstbau, unter Beteiligung der Nutzer*innen entstanden ist. Die Nutzer*innen verstehen sie als „ihre“ Anlage und identifizieren sich in hohem Maße mit ihr. Möglichkeiten des Selbst- bzw. Umbaus sind auch für den neuen Standort wünschenswert. Diese Idee kollidiert mit den Verkehrssicherungspflichten und TÜV-Ansprüche beim Straßen- und Grünflächenamt.

Verlagerung Holzrampe

Die große Holzrampe („Double“) ist das Herz der bestehenden Anlage und durch den Selbstbau zum zentralen Identifikationselement der Anlage geworden. Sie wird von den Nutzern selbst gepflegt und instandgesetzt. Der Vorteil des Materials ist, dass ein Sturz auf Holz ein geringeres Verletzungsrisiko birgt. Grundsätzlich ist eine Holzanlage baulich veränderbar. Eine große Holzrampe wird von Nutzer*innen auch am neuen Standort gewünscht, birgt aber auch die meisten Lärm- und Pflege-Probleme sowie einen hohen Unterhaltungsaufwand. Zusätzlich können mit einer Holzrampe die zulässigen Schallimmissionswerte nicht eingehalten werden.

Neue Qualitäten

Neben der Holzrampe wünschen sich zusätzlich viele Nutzer*innen eine größere Anlage aus Beton. Sowohl Bowls, als auch Street-Elemente würden die Qualität der bestehenden Anlage erweitern. Der zukünftige Bike- und Skatepark wird für den Bezirk, ähnlich wie die Holzrampe einzigartig in dieser Größe sein.

Lärmproblematik

Als größte Herausforderung für die Verlagerung der bestehenden Skate-Anlage gelten die potenziell zu hohen Schallimmissionen, die von einer Holzrampe ausgehen. Die Höhe der modellhaft berechneten Schallimmissionen der  bestehenden Anlage waren Auslöser für das Vorhaben zur Verlagerung – ein Weiterbetrieb hätte das Wohnungsbauvorhaben der GESOBAU am nördlichen Rand des Liberty-Park planungsrechtlich gefährdet. Bedingung für die  Genehmigung einer der entwickelten Entwürfe ist eine positive schallschutztechnische Untersuchung.

Betrieb und Pflege

Das Straßen- und Grünflächenamt sieht einen hohen Pflegeaufwand- und Unterhaltungswert beim Betreiben der neuen Anlage. Das Betreiben und Pflegen einer reinen Betonanlage, die von einer Fachfirma hergestellt würde, wäre für das Straßen- und Grünflächenamt gut zu Unterhalten. Die Idee der Nutzer*innen nach einer flexiblen, sich verändernden Anlage, die darüber hinaus von (oder mit) den Nutzer*innen selbst gebaut wird, ist aus TÜV-rechtlicher Sicht nicht möglich, da das Straßen- und Grünflächenamt für die Sicherheit der Anlage zuständig ist.

Variantenvergleich der ersten Entwürfe

Berlin Marzahn-Hellersdorf - Planung im Vorfeld - Fokus - Grafik

Schalltechnische Untersuchung

Die Untersuchung verdeutlicht die unterschiedlichen Konzeptionen der drei Varianten. Zum Lärmschutz bedarf es nach dem Ergebnis der Neuberechnung ergänzender baulicher

Maßnahmen, da alle drei Varianten sowohl in den gesetzlich geregelten Ruhezeiten (werktags 7-9 und nach 20 Uhr, sonn- und feiertags 7-9, 13-15 und nach 20 Uhr) als auch außerhalb dieser Zeiten die Richtwerte überschreiten.

Nutzer:innenwunsch

Die Wahl unter den Varianten fiel aus Nutzer:innensicht eindeutig zu Gunsten der Variante 1 (Mischpark) aus, wenn auch seitens des späteren Bauherren (Straßen- und Grünflächenamt) der Hinweis auf den späteren Unterhaltungsaufwand im Vergleich zu den anderen Varianten nachvollziehbar war.

Berlin Marzahn-Hellersdorf - Planung im Vorfeld - Fokus - Rendering
3D-Darstellung Der Vorzugsvariante (Visualisierung: Mellowpark)

Nutzer:innenwunsch

Berlin Marzahn-Hellersdorf - Planung im Vorfeld - Vorzugsvariante

Empfehlungen zur Detailplanung

Durchlässige Wegeverbindung

Die neue Skate-Anlage wird als offene Anlage errichtet und wird sich in die bestehenden Wegeverbindungen eingliedern. Als besonders wichtig wird eine zukünftige Wegeverbindung zur Senfte erachtet. Hier wird die bestehende Situation deutlich verbessert, um den Bezug zwischen Senfte 10 und dem neuen Standort zu stärken. Die Ost-West Verbindung wird durch die Skateanlage mit Anschluss an den neuen Wegeausbau des Rundlaufweges Zirkus Maximus (Von Haus Sonneneck zum Graben) und die nördliche Anbindung zum Stadtgut, als auch der Übergang zur südlich gelegenen Parcour-Anlage gegeben. Die Anbindung im Osten erfolgt an das parallel laufende Bauvorhaben Zirkus Maximus und dem Ausbau des Weges um den Beerenpfuhlgraben.

Pumptrack im Liberty-Park

Im Rahmen der zukünftigen Umgestaltung des Liberty-Parks schlagen die Nutzer den Bau eines Pumptracks vor. Ein Pumptrack ist eine leicht gewellte Anlage aus Lehm oder Beton, die vor allem Kinder und Anfänger*innen einen spielerischen Einstieg in den Rollsport ermöglicht. Der Bau eines Pumptracks würde Nutzungskonflikte auf der neuen Anlage verringern und ein neues spezifisches Angebot für Kinder und Familien schaffen. Auch hier muss der Lärmschutz der Wohnungen Beachtung finden.

Denkmalgerechte Entwicklung

Eine Umstellung der neuen Skater-Anlage mit hohen Lärmschutzwänden oder Tribünenanlagen wird von der Unteren Denkmalbehörde im Umgebungsbereich des denkmalgeschützten alten Stadtgutes Hellersdorf sehr problematisch gesehen. In jedem Fall müssten hier Blickachsen freigehalten werden und/oder mit transparenten Materialien gearbeitet werden. Die Kosten für eine solche Lärmschutzwand würde das Budget bei weitem überschreiten.

Zukünftige Senfte

Im Laufe des Verfahrens wurde deutlich, dass das Vorhaben zur Verlagerung der Skate-Anlage die Jugendarbeit der Senfte 10 vor große Herausforderungen stellt. Die Skate-Anlage wird nicht mehr in unmittelbarer Nähe der Jugendfreizeiteinrichtung sein und damit wird der direkte (Sicht-)Bezug verloren gehen.

Durch die entstehenden Wohnungen wird sich der Bedarf an Jugendarbeit weiter erhöhen. Aus der Sicht der Jugendarbeit besteht daher der dringliche Bedarf nach einer Erweiterung. Der Bezirk setzt sich deshalb für den Ausbau der Senfte über das Förderprogramm Sozialer Zusammenhalt – Baufonds ein. Die Erweiterung der Einrichtung soll grundsätzlich mehr Plätze für die Kinder- und Jugendarbeit schaffen. Durch einen geplanten barrierefreien Zugang und Multifunktionalität, wären die Räumlichkeiten im Bedarfsfall auch durch andere Besuchergruppen nutzbar (Veranstaltungen, Kurse, Beratungsangebote etc.).

Ausblick

Betreiber- & Pflegekonzept

Um für die neue Skate-Anlage eine unterstützende Pflege, Verkehrssicherheit und soziale Kontrolle zu generieren, wird eine weitere Zusammenarbeit zwischen Nutzer*innen, lokaler Jugendarbeit und dem Grünflächenamt angestrebt.

Eröffnungsfeier

Nach aktuellem Planungsstand wird die neue Bike- und Skateanlage im Aktivpark Hellersdorf im Sommer 2023 offiziell eröffnet.

Zeitplan

15.11.2018

1. Workshop Entwicklungsphase

15.04.2019

2. Workshop Entwicklungsphase

01.08.2019

Projektantrag

01.04.2020

Entscheidung Fördermittel

29.10.2021

1. Workshop Konkretisierungsphase

01.12.2021

Erarbeitung der Vorentwürfe

18.03.2022

2. Workshop Konkretisierungsphase

23.05.2022

Entwurfsplanung